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Der Beruf der Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson (DGKP) hat sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. DGKP übernehmen heute eine Vielzahl an Aufgaben, die über die klassische Grundpflege hinausreichen und zunehmend eine eigenverantwortliche, patientennahe Arbeit in komplexen Versorgungssituationen umfassen.

Dazu zählen die strukturierte Einschätzung des Pflegebedarfs, die Planung und Umsetzung individueller pflegerischer Maßnahmen, die Beratung und Schulung von Patient*innen und Angehörigen. Auch die Förderung von Gesundheitskompetenz, präventive Maßnahmen sowie die Anleitung und Aufsicht von Assistenzberufen und Unterstützungskräften gehören zu diesem Berufsbild. Ihr Handeln ist ethisch verantwortungsvoll sowie evidenz- und forschungsbasiert und trägt maßgeblich zur Qualität und Stabilität in der Versorgung bei.

 

Pflege in der Primärversorgung – verlässlich, entlastend und multiprofessionell

Pflegefachkräfte sind in nahezu allen Bereichen des Gesundheitswesens tätig, von stationären Einrichtungen über mobile Dienste bis hin zu öffentlichen und niedergelassenen Versorgungsstrukturen wie Primärversorgungseinheiten und Arztpraxen.

Im niedergelassenen Bereich übernehmen DGKP ein breites Spektrum an Aufgaben, die die tägliche Versorgung spürbar stärken und das Behandlungsteam gezielt entlasten. Sie triagieren, begleiten Patient*innen mit chronischen Erkrankungen, führen Verlaufskontrollen durch, beraten zu gesundheitsrelevanten Themen und wirken aktiv bei Vorsorge, Koordination und Nachsorge mit. Darüber hinaus sind sie auch aufsuchend im häuslichen Umfeld tätig, beispielsweise zur Stabilisierung von Versorgungssituationen oder zur Einbindung von Angehörigen.

Die Zusammenarbeit mit Ärzt*innen und anderen Gesundheitsberufen erfolgt dabei eng und abgestimmt. Pflegerische Interventionen orientieren sich am aktuellen Gesundheitszustand, den persönlichen Zielen sowie dem individuellen Unterstützungsbedarf der Patient*innen. Durch gezielte Pflege- und Gesundheitsberatung, praktische Anleitung im Umgang mit Erkrankungen sowie die Schulung und Einbindung des sozialen Umfelds tragen DGKP wesentlich dazu bei, Behandlungsverläufe zu stabilisieren und Versorgungslücken zu schließen, insbesondere bei komplexeren Herausforderungen wie chronischen Wunden, anhaltenden Schmerzen oder Mehrfacherkrankungen.

 

Neues Potenzial durch gesetzliche Novellen

Die in den letzten Jahren erfolgten gesetzlichen Änderungen haben das Berufsbild der Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen (DGKP) erweitert. Ihre Aufgaben umfassen heute die eigenverantwortliche Durchführung von bzw. Mitwirkung bei medizinisch-diagnostischen und medizinisch-therapeutischen Maßnahmen und Tätigkeiten zur Behandlung, Betreuung und Beratung – in allen Versorgungsformen und Versorgungsstufen – nach ärztlicher Anordnung.

Dazu zählen insbesondere standardisierte diagnostische Maßnahmen wie Blutabnahmen, EKG, die Durchführung von ABI-Messungen oder die Anwendung validierter Screeningverfahren. Für klar geregelte diagnostische Abläufe kann auch eine generelle ärztliche Anordnung erfolgen. Zusätzlich wurde die Möglichkeit geschaffen, dass DGKP definierte Medizinprodukte eigenständig verordnen dürfen.

Medizinische Tätigkeiten werden heute nicht mehr, wie früher isoliert durchgeführt, sondern haben das Potenzial, als integrierter Bestandteil pflegetherapeutischer Versorgung wirksam zu werden. DGKP setzen sie gezielt ein: zur Begleitung von Menschen mit chronischen Erkrankungen, zur Verlaufskontrolle, im Symptommanagement, in der Patientenedukation, der Unterstützung im Selbstmanagement oder in der Schulung von Angehörigen. Grundlage dafür sind Leitlinien, abgestimmte Behandlungspläne sowie protokollgeleitetes Vorgehen, umgesetzt in enger Zusammenarbeit mit Ärzt*innen und weiteren Gesundheitsberufen.

Welche konkreten Maßnahmen übernommen werden können, richtet sich nach den in Ausbildung, Weiterbildung oder Spezialisierung erworbenen Kenntnissen und Fertigkeiten. Daraus entstehen neue praktische Perspektiven für eine strukturierte, multiprofessionell abgestimmte Zusammenarbeit, insbesondere im ambulanten Bereich, wo patientennahe Versorgung besonders gefragt ist.


Akademische Ausbildung mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten

Seit 2024 erfolgt die Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson ausschließlich an Fachhochschulen und schließt mit dem akademischen Grad Bachelor of Science in Health Studies ab. Die Ausbildung bereitet gezielt auf die vielfältigen Aufgaben im Pflegealltag vor. Vermittelt werden unter anderem klinisch-pflegerische Kompetenzen, medizinische Grundlagen, Kommunikation, ethisches Handeln sowie fundiertes Wissen in Bereichen wie Pflegeforschung, Gesundheitsförderung und Qualitätsmanagement.

 

Absolvent*innen stehen vielfältige Möglichkeiten offen, sowohl für weiterführende Studien auf Master-Niveau (z. B. in Advanced Nursing Practice, Pflegepädagogik, Pflegemanagement oder Public Health) als auch für fachliche Spezialisierungen, etwa in der Anästhesie- und Intensivpflege, im Wund-, Stoma- und Inkontinenzmanagement oder in der Palliativpflege. Darüber hinaus ist auch eine Promotion im Bereich Pflege- oder Gesundheitswissenschaften möglich.


 

DGKP - wichtige Säule unsere Gesundheitsversorgung

Die Weiterentwicklung des Berufsbilds macht deutlich: Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen sind heute weit mehr als Ausführende klassischer Pflegeaufgaben. Sie bringen spezifisches Fachwissen, Prozessverantwortung und soziale Nähe ein und leisten damit einen unverzichtbaren Beitrag zur Qualität, Stabilität und Zukunftsfähigkeit in der österreichischen Gesundheitsversorgung bei.