Verwaltungsrat und Hauptversammlung, die beiden Gremien der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), haben am 29. April 2025 einige Maßnahmen beschlossen, um auch trotz angespannter Finanzsituation mit einem prognostizierten Defizit von 900 Millionen Euro in Zukunft eine nachhaltige Gesundheitsversorgung bestmöglich sicherzustellen.
Welche Faktoren die finanzielle Situation der ÖGK beeinflussen
- Die ÖGK ist beitragsfinanziert: Die schwache Wirtschaftsentwicklung und die steigende Arbeitslosigkeit reduzieren die Beitragseinnahmen.
- Demografie: Ältere Menschen gehen häufiger zum Arzt und sind öfter chronisch krank. Der demografische Wandel verschärft die Situation zusehends.
- Rekordanstieg bei Arztbesuchen: Die ÖGK verzeichnet einen signifikanten Anstieg bei Arztbesuchen, zudem werden immer mehr medizinische Leistungen in Anspruch genommen und die Behandlungen sind kostenintensiver.
Aufgrund dieser Faktoren hat der Verwaltungsrat einstimmig festgehalten, dass jene Versicherten, die eine medizinisch notwendige Leistung benötigen – unabhängig von Alter, Wohnort oder sozialem Status, diese auch erhalten müssen. Um dies auch weiterhin zu gewährleisten, hat die ÖGK zwei Bereiche identifiziert, um Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern.
„Unser oberstes Ziel ist der Erhalt des Zugangs zu Spitzenmedizin auf E-Card. Mit unserem Konsolidierungsplan gehen wir genau in diese Richtung und setzen zugleich wichtige Bereinigungen von Überversorgungen und Fehlanreizen um. Diese machen die internen Strukturen schlanker, Leistungen treffsicherer und schaffen die Basis für einen fairen Leistungsbeitrag. Das kann einen Beitrag leisten, dass die ÖGK in eine finanzierbare Zukunft steuert“, sagt ÖGK Obmann Peter McDonald.
Die Verwaltungskosten der Österreichischen Gesundheitskasse werden weiter gesenkt, um möglichst viele Mittel direkt in die medizinische Versorgung der Versicherten fließen zu lassen. Bereits jetzt werden nur zwei Prozent der Beiträge für die Verwaltung aufgewendet. Im eigenen Wirkungsbereich stehen Effizienzsteigerung und Kostenbewusstsein im Vordergrund.
Die ÖGK legt großen Wert auf eine evidenzbasierte und effiziente Gesundheitsversorgung. Daher werden Therapien und Leistungen systematisch auf ihre Wirksamkeit und Effektivität überprüft. Ziel ist es, die Mittel dort einzusetzen, wo sie den größten Nutzen für die Versicherten bringen. Dies verbessert die Versorgung der Versicherten und trägt dazu bei, die Mittel im Gesundheitssystem sinnvoll einzusetzen.
Änderungen im Leistungskatalog
Weil die Kosten in bestimmten Bereichen stark gestiegen sind, werden gezielte Maßnahmen gesetzt, um dem entgegenzuwirken. Ab 1. Juli wird für Krankenbeförderungen ein Kostenanteil in Höhe der einfachen Rezeptgebühr, für Krankentransporte die doppelte Rezeptgebühr eingehoben. Dabei wird besonders auf soziale Verträglichkeit geachtet. Zudem wird der Eigenkostenanteil bei orthopädischen Maßschuhen erhöht. Außerdem wird derzeit mit den Vertragspartner*innen darüber beraten, ob eine generelle Bestimmung des Vitamin-D-Werts ohne medizinische Indikation weiterhin Teil des Leistungsangebots bleiben soll.
Niedergelassenen Bereich stärken
Immer mehr Menschen nehmen immer häufiger medizinische Leistungen in Anspruch. Gründe dafür sind die deutliche Ausweitung des Leistungsangebots, die verbesserte Versorgung und die Verlagerung von Leistungen aus den Krankenhäusern in den niedergelassenen Bereich. Gleichzeitig stellen das sinkende Wirtschaftswachstum und der demografische Wandel die ÖGK vor große Herausforderungen. Einen wichtigen Teil des Konsolidierungspakets stellen auch die Vertragspartnerpositionen und Frequenzentwicklungen dar, hier ist ein umsichtiges Vorgehen und die Zusammenarbeit mit allen Vertragspartner*innen notwendig, um gemeinsam die Gesundheitsversorgung weiterhin sicherzustellen.
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ist die größte soziale Krankenversicherung Österreichs. Sie bietet ihren 7,6 Millionen Versicherten eine medizinisch hochwertige Versorgung und umfassenden Service vom Bodensee bis zum Neusiedler See.