Dr. med. Hubert Kogler und Priv. Doz. Dr. med. Andreas Vécsei
Der Verzicht auf Gluten in der Ernährung ist aktuell bereits weit verbreitet und gewinnt weiter an Popularität. Aber für wen ist eine glutenfreie Ernährung aus gesundheitlichen Gründen wirklich relevant? Ist die glutenfreie Ernährung das neue Allheilmittel oder kann eine unberechtigte glutenfreie Ernährung gesundheitlich sogar ungünstige Folgen haben?
Im Zusammenhang mit Gluten in der Ernährung gibt es 3 wesentliche Erkrankungen:
- Die Zöliakie, eine Autoimmunerkrankung die ca. 1 % der Bevölkerung betrifft.
- Die Weizenallergie, die bei ca. 0,1 – 0,2 % der Bevölkerung auftritt und ca. 10 % aller Nahrungsmittelallergien ausmacht.
- Die Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität, die durch glutenbedingte Beschwerden gekennzeichnet ist, ohne dass eine Zöliakie oder Weizenallergie vorliegt.
Diese glutenbedingten Gesundheitsstörungen erfordern eine entsprechende Ernährungsumstellung. Bei der Zöliakie ist ein vollständiger und lebenslanger Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel unbedingt notwendig, um eine Ausheilung der wunden Darmschleimhaut zu erreichen und damit Mangelernährung und langfristige Komplikationen wie Gedeihstörung, vorzeitige Osteoporose, Schwangerschaftsprobleme, verminderte Fertilität sowie erhöhte Krebsgefahr zu verhindern.
Menschen mit einer Glutensensitivität oder einer Weizenallergie müssen – abhängig von Symptomatik und Allergen – nicht unbedingt eine ganz strikte glutenfreie Ernährungsweise befolgen oder vielleicht auch nur über einen begrenzten Zeitraum.
Bevor Sie auf eine glutenfreie Ernährung umsteigen, stellen Sie sicher, dass sie wirklich sämtliche Zöliakie-Tests durchlaufen haben! Denn wenn Sie aufhören Gluten zu essen, könnten die Bluttests auf Zöliakie falsch negative Befunde erbringen und man kann die Erkrankung nicht zuverlässig diagnostizieren.
Beachten Sie auch, dass eine glutenfreie Ernährung zu Defiziten an bestimmten Vitaminen und Spurenelementen führen kann. Nehmen Sie daher die Ernährungsumstellung nur unter Aufsicht von darin geschultem Gesundheitspersonal (v. a. geprüfte Ernährungsberater/innen) vor, da neben den rein gesundheitsbezogenen auch ernährungswissenschaftliche Faktoren mitberücksichtigt werden müssen.
"Glutenfreie Ernährung“ klingt zunächst einmal recht simpel. Man verbannt einfach Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel aus der Ernährung und achtet zusätzlich auch noch auf Kamut, Emmer, Grünkorn und Einkorn, sowie die Roggen-Weizen-Kreuzung Triticale. Man darf die Aufmerksamkeit aber nicht nur auf Brot, Torten, Gebäck und Nudeln richten, sondern man muss sich auch auf andere Lebensmittel konzentrieren, da Gluten aufgrund seiner Eigenschaften (Emulgator, Trägerstoff für Aromen, …) nämlich auch in vielen anderen Bereichen der Lebensmittelherstellung geschätzt wird.
Daher muss man folgende Produkte unbedingt genau prüfen: Süßigkeiten aller Art, Saucen und Marinaden, Schinken- sowie Fischimitat, alle Fertigprodukte sowie Würzmittel.
Bedenkenlos essen können Sie: frische Früchte und Gemüse sowie getrocknetes Obst oder Gemüse ohne Zusatzstoffe, Eier, Fleisch, Fisch, Geflügel, Meeresfrüchte, Milchprodukte sowie folgende glutenfreien Getreidesorten, Ölsaaten und Stärken: Mais, Polenta, Amaranth, Buchweizen, Leinsamen, Nuss-Mehle, Goldhirse, Montina, Pfeilwurzelstärke, Quinoa, Reis, Sago, Teff, Wildreis, Sorghumhirse, Tapioka.
Auch wenn die Diagnose einer glutenabhängigen Erkrankung und die Einführung einer glutenfreien Ernährung Betroffene anfangs vor zahlreiche Herausforderungen stellt, lassen sich diese mit folgendem langfristigen Ziel vor Augen bewerkstelligen: Der Rückgewinnung Ihrer Gesundheit und Lebenskraft!
Betroffene finden bei der österreichischen Arbeitsgemeinschaft Zöliakie Rat und Hilfe.
Gute Informationen zum Thema glutenfreie Ernährung und glutenbedingte Erkrankungen finden Sie auch im Buch: „Die ganze Wahrheit über Gluten“ von Prof. Dr. Alessio Fasano.